Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich

Ausstellung am Gymnasium am Kaiserdom

In der Zeit vom 2. bis zum 24. November 2023 präsentierte die Arbeitsgemeinschaft GaKtiv im Gebäude des Gymnasiums eine Ausstellung zum Leben von Renato Mordo (Wien 1894 – Mainz 1955); er war ein bedeutender Kulturschaffender der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Schau wurde von der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Rheinland-Pfalz mit dem Kurator Torsten Israel entwickelt (link).

Renato Mordo erlebte die Verfolgungen durch das Terrorregime der deutschen Nationalsozialisten am eigenen Leib; sie trieben ihn zur Flucht durch Europa, bis er 1944 in Athen im Konzentrationslager Chaidari inhaftiert wurde. Mit dem Abzug der deutschen Besatzer kam Mordo im September des Jahres frei. Den Zwangsaufenthalt hat er im Theaterstück “Chaidari” verarbeitet.

Seine große Schaffenskraft insbesondere im Bereich der Musik dokumentieren auch nach dem Weltkrieg der Aufbau der Opernhäuser in Athen und in Ankara, seine Intendanz in Mainz oder die Entdeckung der Sängerin Maria Callas.

Den Namen Renato Mordos kennt man heute kaum noch; die Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, ihn aus der Vergessenheit zu holen und ein Leben zu dokumentieren, das geprägt war vom Arbeiten für die Menschen auch gegen den Widerstand durch diktatorische und menschenverachtende Ideologie der Nazizeit. Das entsetzliche Leid, das Soldaten der deutschen Wehrmacht, zusammen mit den Armeen Italiens und Bulgariens, über das griechische Volk gebracht haben, darf nicht vergessen werden. Unser Projekt GaKtiv hat sich mit der Ausstellung im Schulgebäude in diesem Sinne positioniert.

Bericht zum Aufbau und den Inhalten von Livia Kreiselmaier (MSS 12):

Montagmorgen, 16. Oktober: Die Einkehr der langersehnten Herbstferien. Und damit die einer unterrichtsfreien Ruhe. So schnell verschlägt es sicherlich niemanden wieder ins Schulgebäude. So zumindest könnte man vermuten. Was sich hier stattdessen ereignet: ‘swird geschleppt, geschraubt, gehämmert. Eine Handvoll Freiwilliger – darunter Schüler*innen, Lehrkräfte – ist mit Feuereifer dabei, den hiesigen Handwerkern Konkurrenz zu machen. Transportkisten, technisches Gerät, ganze Möbelstücke hieven wir mehr oder weniger elegant vom Schulhof die Stockwerke hinauf. Bereitgestelltes Frühstücksgebäck (vielen Dank!) wie Werkzeug macht unter uns gleichermaßen die Runde. Gewerkelt wird an einer Ausstellung zur Person des Renato Mordo. Geht dem geneigten Leser bei Nennung dieses Namens noch kein so rechtes Licht auf, wird sich dies bald ändern, beschreitet er in den nächsten Wochen die nun reich bestückten Räumlichkeiten des GaK.

Eine kleine Einführung zur Ausstellung:

,,Der junge Wiener Renato Mordo avancierte zum künstlerischen und progressiven Innovator, Regisseur, Dramaturg und Operndirektor aus Leidenschaft. Oldenburg und Darmstadt, Prag, Breslau, Athen, Tel Aviv und Mainz sind nur einige der Orte, an denen der Kosmopolit im „Zeitalter der Extreme“ des 20. Jahrhunderts Außergewöhnliches schuf.” So formuliert es das Ministerium für Kultur. Es wird schon durch diese wenigen Worte ganz klar, Renato Mordo war ein aufsteigender Stern im deutschen Kulturleben. Ihm stand eine glorreiche Karriere bevor. Eine Aussicht, die ihm die Nationalsozialisten jäh entrissen.

Es ist eine ereignisreiche Biografie. Momente des Erfolgs wechseln sich ab mit tragischen Wendungen. Briefe, Karten, Poster, Installationen, sie alle haben Einiges zu berichten – über den Künstler als Individuum, ebenso wie die kunsthistorische Situation in ganz Europa. Man muss nur hinsehen. Hinhören. Erleben. Dazu lädt diese Ausstellung ein – auf dass wir unser Bewusstsein über die Grausamkeiten der NS-Zeit, die Schicksale, aber ebenso das Vermächtnis ihrer Opfer, das Leben des Einzelnen, nicht ins Vergessen geraten lassen.