Europäische Kulturkunde

Foto des Doms zu Speyer

Der Kaiserdom zu Speyer gehört zum Weltkulturerbe und ist Namensgeber unserer Schule. Dieses mächtige Bauwerk stellt dem heutigen Betrachter viele Fragen. Diese Fragen stehen exemplarisch für ein Unterrichtskonzept, das vor gut 25 Jahren von Lehrkräften unseres Gymnasiums entwickelt wurde und seitdem fortgeschrieben wird. Das eigenständige Fach Europäische Kulturkunde ist dabei als unterrichtliches Projekt unserer Schule einzigartig in Rheinland-Pfalz.

Das Fach Europäische Kulturkunde ist der Versuch des Gymnasiums am Kaiserdom Speyer, sich den kulturellen Herausforderungen einer von Krisen und Umbrüchen geprägten Gegenwart zu stellen. Die Kulturkunde steht dabei in der humanistischen Tradition unseres Gymnasiums: Über den Dreischritt “Vergangenheit verstehen -Gegenwart begreifen – Zukunft denken” möchte sie die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, sich an der zukünftigen Gestaltung unserer Kultur kompetent zu beteiligen. Die Kulturkunde setzt inhaltlich und methodisch da an, wo der normale Fachunterricht an seine Grenzen kommt. Projektarbeit und der fächerübergreifende Anspruch der Kulturkunde sind Kernpunkte der Konzeption. Die „Europäische Kulturkunde“ versteht sich als „europäisch“, um ihren prinzipiell weltoffenen Charakter und ihre historische europäische Verwurzelung anzuzeigen.

Fragestellungen

Im Unterricht der Kulturkunde vollziehen unsere Schülerinnen und Schüler den konzeptionellen Dreischritt “Vergangenheit verstehen – Gegenwart begreifen – Zukunft denken” nach. Dies tun sie an ausgewählten Inhalten und unter Leitaspekten, die sich im Wesentlichen an Phänomenen und Fragen der Geschichte und Gegenwart festmachen lassen.

Am Kaiserdom zu Speyer, Namensgeber unserer Schule erhellt sich dieses Konzept exemplarisch: Gerade weil dieses mächtige Gebäude mit seiner tausendjährigen Präsenz an dieser Stelle Fragen aufwirft, verbindet der Dom die Menschen der Gegenwart mit jenen der Vergangenheit. Der heutige Betrachter stellt Fragen nach dem Sinn und ebenso nach der technischen Machbarkeit der Entstehung des Doms: Was wollten die kaiserlichen Bauherrn aus dem mittelalterlichen Geschlecht der Salier mit seiner Errichtung erreichen? Wie war es ohne die uns heute bekannten technischen Hilfsmittel überhaupt möglich, ein solches Gebäude, die größte Kirche seiner Zeit, zu erschaffen? Der Dom verbindet als „Gedächtnisort“ (Pierre Nora) Vergangenheit und Gegenwart, in gleicher Weise aber auch unsere Gegenwart mit der Zukunft, gerade weil er uns weitere Fragen stellt: Welche Bedeutung hat die heutige Weltkulturerbe-Stätte für die Stadt Speyer und ihre Besucher? Und wie wird sich diese vermutlich entwickeln? Und schließlich: Auf welche Weise werden sich die ursprünglich an dieses Bauwerk geknüpften Botschaften in Zukunft Ausdruck verschaffen? Es sind diese Fragestellungen, anhand derer sich die Schüler der Jahrgangstufe 8 unseres Gymnasiums mit dem Dom in einen Dialog begeben.
Nach dem 450-jährigen Jubiläum unseres Gymnasiums, also vor gut 25 Jahren, stellte sich ein Team aus Lehrkräften die Aufgabe, Grundlagen und Fragestellungen eines Unterrichts zu entwickeln, der von vorneherein fächerübergreifend konzipiert war.

Organisation des Unterrichts

Das Fach Europäische Kulturkunde wird an unserer Schule in einer besonderen Woche unterrichtet, in der in jeder Jahrgangsstufe ein eigenes Thema im Mittelpunkt steht.

Eine Unterrichtseinheit umfasst vier Tage, in denen Projekte zu den einzelnen Jahrgangsthemen durchgeführt werden. In den Klassenstufen 5-8 bleiben die Schülerinnen und Schüler in der Regel in den Klassenverbänden und arbeiten unter Hilfestellung des jeweiligen Lehrerteams. In den Klassen 9 und 10 wählen sie Einzelthemen aus, erarbeiten Methoden und entscheiden sich für Präsentationsformen. Grundsätzlich bevorzugt das Fach Europäische Kulturkunde schülerorientierte Arbeitsformen, um Eigenverantwortung und Motivation zu fördern. Exkursionen und Lerngänge ermöglichen den Unterricht an anderen Lernorten. In der Oberstufe findet eine Vertiefung und Erweiterung des kulturkundlichen Angebots statt. Um das Oberthema „Wirklichkeit und ihre Interpretationen“ gruppieren sich eine Reihe von Einzelthemen, die von einzelnen Lehrkräften erarbeitet, geleitet und begleitet werden. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe wählen ein oder zwei Themen aus und gestalten dieses Projekt gemeinsam. Methodische Freiheit und thematische Vielfalt stellen hier das verbindende Merkmal dar.

Geschichte und Entwicklung des Fachs

Das Projekt Europäische Kulturkunde, das sich wesentlichen Impulssetzungen unserer geschätzten ehemaligen Kollegen Ansgar Lenz, Bernd Balg und Walter Helfrich verdankt, wurde geboren. Das Fach mit eigenem Lehrplan konstituiert einen Horizont des Problembewusstseins, in den grundsätzlich alle Unterrichtsdisziplinen ihre spezifischen Sichtweisen und Inhalte so einbringen sollen, dass sie sich gegenseitig erhellen und befragen. Auf diese Weise soll die Besonderheit des Profils der europäischen Kultur in ihrer historischen Entwicklung und gegenwärtigen Ausprägung möglichst deutlich erkennbar werden. Das Konzept wurde und wird seitdem thematisch und schulorganisatorisch laufend von einer Arbeitsgruppe weiter entwickelt.

Übersicht der Jahrgangsthemen

Jedes Klassenstufenthema wird von einem Lehrerteam betreut, das Material und Fragestellungen für die Einzelthemen erarbeitet hat. Die folgende Übersicht zeigt die thematische Zentrierung in den einzelnen Jahrgängen an, welche in der Oberstufe eine Öffnung erfährt.

Details zu Themen der einzelnen Jahrgangsstufen können als PDF-Dateien heruntergeladen werden.

Klasse 5: Stark und Schwach (der Begriff der Kultur)
Klasse 6:Der Mensch – woher, wohin, wie weit?
Klasse 7:Möglichkeiten und Entscheidungen – in der Antike und in der Gegenwart
Klasse 8:Der Dom zu Speyer – von Macht, Machern und Mathematik
Klasse 9:Aufbruch und Entdeckungen – die Zeit der Renaissance
Klasse 10:Migration: gestern — heute — morgen
MSS:     Herausforderungen der Gegenwart – Leben zwischen Wunsch und Wirklichkeit